Im Januar 2017 fiel im Bundestag eine wichtige Entscheidung: Zu medizinischen Zwecken ist der Einsatz von Cannabis erlaubt. Und nicht nur das – in Deutschland darf die Pflanze künftig angebaut werden. Bis es allerdings soweit ist, muss Cannabis importiert werden. Diese Bestimmungen regelt das Gesetz „Cannabis als Medizin“.

Sowohl der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als auch die damalige parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ingrid Fischbach, sahen diesen Gesetzbeschluss als positiv für schwerkranke Menschen an. „Bei schweren Erkrankungen wie chronischen Schmerzen oder Multiple Sklerose kann Cannabis als Medizin helfen, Symptome zu lindern“, so Fischbach. Deshalb sei es nur folgerichtig, wenn künftig Cannabis in Arzneimittelqualität durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet werde, sofern dies medizinisch angezeigt sei.

Schnelle Entscheidung über Einsatz von Cannabis beim Patienten

Jeder Arzt darf die Cannabisarzneimittel verschreiben. Die Frist innerhalb derer die Krankenkasse eine Entscheidung fällt, soll höchstens drei Tage betragen. Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler sah und sieht keine Einwände gegen den Einsatz der Pflanze bei Patienten mit schweren Erkrankungen.

Cannabis-Anbau: Erste Ernte im Herbst 2020 geplant

Inhalt des Gesetzes war auch, dass Deutschland künftig Cannabis nicht nur importieren, sondern selbst anbauen soll. Nun ist es soweit: Über zwei Jahre nach Einführung des Gesetzes teilte im Mai 2019 das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit, das Vergabeverfahren für den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken sei abgeschlossen.

Mit der Vergabe an die Aphria Deutschland GmbH ging die Möglichkeit zum Anbau der Hanfpflanzen nach Schleswig-Holstein, genauer gesagt nach Bad Bramstedt im Kreis Segeberg. Dort wird derzeit ein gut gesichertes Gewächshaus mit 24 Zentimeter dicken Stahlbetonwänden zur Cannabis-Anbau errichtet. Im Herbst 2020 wird mit einer ersten Ernte gerechnet. Vorgesehen ist zunächst der Anbau von 800 Kilogramm pro Jahr.

Und die Zahl der Abnehmer steigt stetig. 2018 rechneten die Apotheken rund 95.000 Cannabis-Rezepte über die gesetzlichen Krankenkassen ab. Im Jahr davor waren es nur rund 27.000 Rezepte, so eine Auswertung des Deutsche Arzneiprüfungsinstituts.

Nutzen für Palliativ- und Schmerzpatienten

Die Cannabisarzneimittel sollen als Alternative innerhalb der Palliativmedizin bei schwerkranken Patienten eingesetzt werden, bei denen anderen Therapien nicht (mehr) helfen. Dazu gehören zum Beispiel Patienten mit chronischen Schmerzen, Krebspatienten, Epileptiker und Aids-Patienten.

Es gibt darüber hinaus noch eine Reihe anderer Krankheiten, deren Symptome womöglich ebenfalls durch Cannabismedikamente reduziert werden können. Jedoch fehlen dazu teilweise noch klinische Studien. Vor allem bei psychischen Diagnosen kann Cannabis sogar kontraindiziert sein.

Patienten, die auf Cannabis setzen, willigen automatisch ein, dass ihre Daten im Rahmen einer Begleiterhebung von den Ärzten anonymisiert an das BfArM weitergeleitet werden. So sollen mehr Erkenntnisse über die Wirkungsweise gewonnen werden.

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